Selbständig familienversichert – Was Du als Selbstständige*r wirklich wissen musst - Unternehmer Blog

Selbständig familienversichert – Was Du als Selbstständige*r wirklich wissen musst

Selbständig familienversichert – Du willst den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, bist aber derzeit familienversichert? Dann solltest Du genau wissen, was das für Deine Krankenversicherung bedeutet.
In diesem Artikel erfährst Du, unter welchen Bedingungen Du selbständig familienversichert bleiben kannst – und wann Du mit zusätzlichen Kosten rechnen musst.

24. April 2025 | 5 Min. Lesezeit | 0 Kommentare

Was bedeutet „selbständig familienversichert“?


Wenn Du aktuell in der gesetzlichen Krankenversicherung über ein Familienmitglied mitversichert bist – z. B. über Deinen Ehepartner oder Deine Eltern – dann profitierst Du von der sogenannten Familienversicherung.
Dabei zahlst Du keine eigenen Beiträge, solange bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Sobald Du jedoch eine selbstständige Tätigkeit aufnimmst, kann sich das schnell ändern. Denn die Familienversicherung ist nur für Menschen gedacht, die keine hauptberuflich selbstständige Tätigkeit ausüben und unter bestimmten Einkommensgrenzen bleiben.
Sobald Du als hauptberuflich Selbstständige*r eingestuft wirst, erledigst Du Deine Krankenversicherung selbst – und das bedeutet auch: eigene Beiträge zahlen.

Voraussetzungen, um selbständig familienversichert zu bleiben


Es gibt zwei zentrale Kriterien, die darüber entscheiden, ob Du weiterhin selbständig familienversichert bleiben kannst:

Einkommensgrenze


Dein monatliches Gesamteinkommen darf eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Im Jahr 2025 liegt diese bei etwa 505 € pro Monat (steuerfreies Einkommen).
Liegt Dein Gewinn aus der Selbstständigkeit darunter, ist das grundsätzlich kein Problem.

Keine hauptberufliche Selbstständigkeit:


Entscheidend ist nicht nur das Einkommen, sondern auch, ob Deine Tätigkeit als hauptberuflich gilt.
Die Krankenkassen prüfen, wie viel Zeit Du in Deine Selbstständigkeit steckst, ob Du Mitarbeiter beschäftigst und ob Du Deine gesamte berufliche Tätigkeit auf Deine Selbstständigkeit konzentrierst.

Wenn Deine Selbstständigkeit als Nebentätigkeit angesehen wird, kannst Du unter Umständen weiterhin familienversichert bleiben – auch wenn Du selbstständig bist.

Wann Du die Familienversicherung verlierst


Sobald Du mit Deiner selbstständigen Tätigkeit regelmäßig mehr als 505 € im Monat verdienst und/oder diese Tätigkeit als hauptberuflich eingestuft wird, endet Deine Familienversicherung.

Die Krankenkasse kann Dich dann auffordern, Dich freiwillig gesetzlich zu versichern – oder in die private Krankenversicherung zu wechseln.
Das bedeutet: Du musst monatlich eigene Beiträge zahlen. Diese können – je nach Einkommen und Kasse – schnell bei 300 bis 800 € im Monat liegen.

So wird die Hauptberuflichkeit bewertet


Viele unterschätzen, wie schnell eine Tätigkeit als hauptberuflich gelten kann.
Folgende Kriterien spielen eine Rolle:

- Du arbeitest mehr als 20 Stunden pro Woche an Deiner Selbstständigkeit.
- Du hast eigene Geschäftsräume oder Angestellte.
- Du hast keine weiteren nennenswerten Einkünfte oder Tätigkeiten neben Deiner Selbstständigkeit.
- Du investierst regelmäßig Zeit in Marketing, Kundenakquise oder Buchhaltung.

Je mehr dieser Punkte auf Dich zutreffen, desto eher wird die Krankenkasse Deine Tätigkeit als hauptberuflich selbstständig bewerten – und dann ist die Familienversicherung nicht mehr möglich.

Was passiert, wenn Du fälschlicherweise familienversichert bleibst?


Die Krankenkassen prüfen regelmäßig die Angaben von Versicherten – besonders bei Selbstständigen. Wenn Du wissentlich falsche Angaben machst oder wichtige Informationen nicht mitteilst, kann das teuer werden.
Im schlimmsten Fall musst Du rückwirkend Beiträge für Monate oder sogar Jahre nachzahlen.

Daher ist es wichtig, von Anfang an transparent zu sein und Deine Situation offen mit der Krankenkasse zu besprechen.

Was kannst Du tun, um trotzdem günstige Beiträge zu zahlen?


Falls Du Deine Familienversicherung verlierst, gibt es dennoch Wege, die Kosten im Rahmen zu halten:

Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung


Wenn Dein Einkommen noch relativ niedrig ist, kannst Du Dich freiwillig gesetzlich versichern – oft zu vergünstigten Beiträgen.
Der Mindestbeitrag liegt derzeit bei ca. 200 bis 300 € im Monat (abhängig von Deiner Krankenkasse und dem Einkommen).

Private Krankenversicherung (PKV)


Bei einem sehr niedrigen Eintrittsalter und guter Gesundheit kann eine private Krankenversicherung günstiger sein – besonders in der Anfangsphase Deiner Selbstständigkeit.
Du solltest aber genau prüfen, ob das langfristig sinnvoll ist.

Gründungszuschuss oder Förderungen nutzen


Wenn Du aus der Arbeitslosigkeit gründest, kannst Du unter Umständen einen Gründungszuschuss beantragen, der auch Zuschüsse zu den Krankenversicherungsbeiträgen beinhaltet.

Tipps, um weiterhin selbständig familienversichert zu bleiben


Wenn Du nur nebenbei selbstständig sein willst – z. B. während des Studiums, in Elternzeit oder neben einem Hauptjob – kannst Du mit ein paar Regeln dafür sorgen, dass Du weiterhin selbständig familienversichert bleibst:

1. Halte Dein monatliches Einkommen unter der Grenze von 505 € (Stand 2025).

2. Betreibe Deine Selbstständigkeit nur im kleinen Rahmen, z. B. wenige Stunden pro Woche.

3. Vermeide Werbung oder Auftritte, die den Eindruck einer hauptberuflichen Tätigkeit vermitteln.

4. Dokumentiere Deine Arbeitszeiten und Aufträge genau, falls Nachweise verlangt werden.

Fazit: Selbständig familienversichert – ja, aber nur unter klaren Bedingungen


Die Möglichkeit, selbständig familienversichert zu bleiben, besteht – aber nur, wenn Du die Voraussetzungen erfüllst. Sobald Deine Tätigkeit wächst oder Dein Einkommen steigt, solltest Du mit der Krankenkasse sprechen und klären, welche Versicherungslösung für Dich in Frage kommt.

Nutze die Anfangsphase Deiner Selbstständigkeit, um alles sauber zu organisieren – und verliere dabei die Krankenversicherung nicht aus den Augen. Denn sie ist ein wichtiger Bestandteil Deiner unternehmerischen Sicherheit.

Könnte dich auch interessieren